Wie finden Sie Mono? Monotonie, Mono-Sound, monochrom, Monopol – alles was auf eines, einzeln, einzig, allein hinweist. Und Multi? Multifunktion, Multitalent, Multivitamin und Multitasking. Abgesehen von medizinischen Begriffen wie multiresistente Keime und multiple Sklerose finden viele Multi besser als Mono – es verspricht einfach so wunderbare Wahlmöglichkeiten und viele neue Wege. Die sind toll, auch wegen der Freiheit, die damit verbunden ist, und dass jede/r das findet, was er oder sie wirklich will.
Am Schönsten ist Multitasking, damit bekomme ich doch alles hin, oder? Für manche ist das ein Hochleistungssport und sie sind stolz auf ihre Fähigkeiten und die guten Ergebnisse. Anderen aber raubt es die Energie und sie zeigen Stress und Erschöpfung. Wie weit das geht, sehe ich dann deutlich in den Gesichtern der Erzählerinnen und Erzähler.
Gerne werfe ich die Frage ein: „Wie lange, meint ihr, kann ein Mensch mit mehreren Bällen jonglieren? Sie also zur selben Zeit in Bewegung halten?“ Lt. Wikipedia legen die Rekordhalter folgende Zeiten hin:
3 Bälle 12 Stunden 5 Minuten
4 Bälle 2 Stunden 46 Minuten 48 Sekunden
5 Bälle 2 Stunden 41 Minuten 27 Sekunden
6 Bälle 25 Minuten 17 Sekunden
7 Bälle 16 Minuten 25 Sekunden
8 Bälle 1 Minute 13 Sekunden
9 Bälle 55 Sekunden
Beeindruckend, nicht wahr? Und dann noch diese interessanten Sprünge: Von 3 zu 4 und 5 Bällen, dann zu 6 und 7 Bällen und danach zu 8 und 9 Bällen.
Es lässt sich also sagen: Wer Multitasking praktiziert, kommt mit drei Routineaufgaben lange Zeit gut längs. Mit ein oder zwei weiteren Aufgaben wird es gleich deutlich schwieriger. Es braucht gutes Fokussieren, um alle störenden Reize zu eliminieren. Ab der sechsten Aufgabe wird es extrem. Für so ein Hochleistungsmultitasking sind wir tatsächlich nicht gemacht.
Der Weg raus aus dem Multitasking-Wahnsinn führt über eine veränderte Wahrnehmung. Zum Beispiel indem wir auf Weitwinkel stellen, um einen Blick für das Ganze des Lebens und seiner Aufgaben zu finden. Die Hamster in ihrem Rad schaffen das nicht.
Der nächste Schritt ist das Zerreißen der To-Do-Listen. Wer dennoch eine Liste braucht, schreibe lieber eine Not-to-do-Liste – die ist erhellend und erheiternd zugleich. Das macht es einfach, die Gangart zu wechseln: Eines zurzeit zu tun, also sich nur eine Aufgabe vorzunehmen. Wer das eine Weile praktiziert, hat schon die Tür zum Meditieren geöffnet.
Und dann ist da noch die Frage, wie es die Jongliermeister schaffen, all diese Bälle in der Luft zu halten. Üben, klar. Sehr viel üben. Es kommt aber noch etwas anderes dazu: Sie haben keine Angst vorm Scheitern.