Neulich las ich einen Zeitschriftenartikel, dass Body-&-Mind-Themen wie Yoga und Tai Chi den spirituell-philosophischen Überbau für das Atmen beigetragen haben. Ich kenn mich nur in Tai Chi aus und kann bestätigen, dass das Atmen auch für das so langsam und simpel aussehende Schattenboxen wichtig ist. Konkrete Anleitungen zum Atmen kenne ich aber nicht aus der Praxis der konkreten Form. Denn wenn man diese performt, ist das Atmen durch die konzentriert-entspannte Ausführung notwendigerweise tief und regelmäßig.
Und ja, das lässt sich von außen nicht erkennen. Viele Formen des Tai Chi sehen sanft und einfach aus, mit einer schönen Choreografie von Armen und Beinen. Tatsächlich ist es eine Kampfkunst, was man erst als fortgeschrittene:r Schüler:in wahrnimmt und einschätzen kann.
Das Label Body & Mind schiebt Tai Chi in eine etwas obskur wirkende Ecke. Dabei bilden erst das stete Üben, die beständige Praxis und die vielen Korrekturen durch andere das Fundament dafür, dass man an die spirituellen und philosophischen Punkte gelangt. Was könnten das für Punkte sein? Zum Spirituellen würde ich auf das Im-Moment-Sein hinweisen. Zum Philosophischen fällt mir das Bewerten ein, auf das man über den Weg des Tai Chi zu verzichten lernt.
Ich praktiziere den Yang-Stil vor allem in der 103er-Langform. Sie besteht aus drei Teilen, die in ihrer Ausübung fünf, zehn und fünfzehn Minuten Zeit benötigen. Hinter der Fassade der wunderbaren Choreografie stecken Wirkungen: Auf die Körperhaltung, die Körperwahrnehmung, die Achtsamkeit, die Konzentration. All das erhält gesund, stärkt Köper und Geist und verschafft Zufriedenheit mit sich selbst, sogar dann, wenn einem manche Sachen im Tai Chi nicht so gut gelingen wie erhofft. Dann lernt man seine Grenzen kennen – und akzeptieren. Das Gesamtergebnis ist eine sanfte Gelassenheit, die sich auf alle anderen Lebensbereiche ausdehnt. Also: Sehr zu empfehlen.