„Wann ist ein Mann ein Mann“, fragte Herbert Grönemeyer ja mal. Ich frage hier: „Wann ist ein Mensch gut genug?“ In Zeiten von Herausforderungen und Challenges sieht es so aus, als wären Menschen in dem, was sie leisten, nach ihrem Maßstab nie gut genug.
Wenn ich mir zum Beispiel ansehe, was im Sport an herausragenden Leistungen gezeigt wird, frage ich mich auch, wann jemand in dieser Situation völlig mit sich zufrieden ist. Genügt man sich nur mit einer Goldmedaille oder mit einem Meistertitel? Nachdem jahrelang, ach was, jahrzehntelang das Training und die Optimierung der Sportdisziplin das gesamte Leben dieser Person bestimmt hat? Im Verhältnis dazu scheint mir der Moment des Erfolgs recht kurz. Ob das für diese Menschen wirklich die Erfüllung ist? Ich wünsche es ihnen sehr.
Für uns andere Menschen ist das Einschätzen des „gut genug“ damit nicht einfacher. Denn entweder sind Höchstleistungen die Messlatte, an der wir uns orientieren. Oder wir sagen, dass wir das sowieso für nicht realistisch halten, und suchen (vergeblich) nach einem anderen Maßstab.
Ich beziehe mich da immer auf den Moment des Handelns. Die Frage ist: Habe ich da alles, was ich wusste und konnte, eingesetzt? Wenn ja, war das zu dieser Zeit meine beste Leistung und ich war gut genug. Mit diesem Trick lässt sich auch das scheußliche „hätte, wenn und aber“ verhindern, das bei vielen Menschen so zuverlässig für kreisende Gedanken und negative Stimmung sorgt.
Es geht also um den Realitäts-Check und ich plädiere sehr dafür, diesen Kniff immer wieder (und gerne ein Mal zu viel als zu wenig) anzuwenden. Am besten so lange, bis der Check fast automatisch abläuft. Dann bestätigt man sich selbst nämlich sehr schnell, dass man in den allermeisten Fällen gut genug ist.