Auf dem Ise-Markt, dem schönen Hamburger Wochenmarkt, der immer dienstags und freitags unterhalb des U-Bahn-Viadukts zwischen Hoheluft und Eppendorfer Baum stattfindet, traf ich eine Frau, die Filztiere anbot. Weil ich Filz mag, schaute ich mir ihre Sachen an und fragte, was das denn sei. „Das ist ein Unmöglich“, sagte sie. Und in der Tat, um den Hals des Wesens hatte sie auch einen Zettel gehängt mit der Aufschrift: Ich bin ein Unmöglich.
Damit hatte es mein Herz gewonnen und es haust jetzt bei mir im Wohnzimmer. Unmöglich benehmen tut es sich aber nicht. Es ist nur seine äußere Erscheinungsform, die keiner Vorlage oder Norm entspricht. Ich finde das schön, denn es erfreut mich mit seiner Einzigartigkeit im Ausdruck.
Ähnlich empfinde ich, wenn ich von der inzwischen hundertjährigen Iris Apfel lese, der New Yorker Mode-Ikone mit ihrem extravaganten Stil. Dass sie auch innerlich besonders, ist zeigen die von der Vogue gesammelten Zitate (https://www.elle.de/iris-apfel-die-zehn-besten-zitate-238409.html). Alles an Frau Apfel ist nach gängigen Maßstäben unmöglich. Dennoch findet sie statt, ist echt und macht mit ihrer Unerschrockenheit Eindruck und Freude. Für mich ist sie wegen ihrer positiven Haltung ein Vorbild in Sachen Lebenskunst.
Mein kleines Unmöglich-Wesen im Wohnzimmer erinnert mich daran, im Alltag den Blick auf das Einzigartige zu legen, mich also nicht unbedacht von der Norm vereinnahmen zu lassen. Meine interne Checkfrage dazu lautet: Wer sagt das? Und wenn es dann passt, mag ich es, selbst ein wenig ein Unmöglich zu sein.