Hier baue ich das Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ um. Das Gold des Zuhörens kann jede Person wie eine Alchimistin selbst herstellen, wenn sie ein paar wichtige Regeln anwendet.
A Nehmen Sie das Zuhören wichtig:
Auch wenn es so scheint, ist Zuhören kein automatischer Prozess, den jeder längst kann. Wenn wir die Begriffe Hinhören oder Lauschen verwenden, wird deutlich, dass es um einen Vorgang mit eigener, wenn auch stiller Aktivität geht.
B Seien Sie aufmerksam:
Zuhören erfordert Konzentration und Aufmerksamkeit. Jede Ablenkung kann die Aufmerksamkeit auf das Gegenüber mindern, selbst kleine Impulse haben große Wirkung. Sie haben das bestimmt schon mal gesehen, dass jemand beim Zuhören die Augen schloss – mit der Absicht, ablenkende Reize auszuschließen.
C Lassen Sie ausreden:
Widerstehen Sie dem Impuls, etwas beizutragen. Der Impuls kommt immer zu früh, wirklich immer. Und er verhindert, dass Sie für das, was Sie hören sollen, offen bleiben. Stattdessen sausen Ihre eigenen Gedanken und – vor allem – Bewertungen durch ihren Kopf. Die helfen Ihrem Gegenüber nicht weiter.
D Beachten Sie Mimik und Gestik:
Die Person, der Sie zuhören, formt beim Sprechen ihre Gedanken, und die sind auch körperlich sichtbar. Im Gesicht sind es Mikroexpressionen. Lassen Sie sich nicht von diesem Wort erschrecken: Sie können das. Denn wir alle sind von Kindesbeinen an darauf trainiert, diese minimalen Ausdrücke wahrzunehmen. Meist können wir sie allerdings nicht bewusst identifizieren und haben dann „so ein Gefühl…“. Manche nennen das Intuition.
E Stellen Sie Verständnisfragen:
Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn wir neigen dazu, unsere eigenen Erfahrungen als Referenz zu verwenden. Die nützen hier noch nichts. Mit Sätzen wie „Ich habe noch nicht verstanden, wie …“ oder einfaches Wiederholen eines Satzes wie „Dann haben Sie also …“ ermuntern Sie zu weiteren Äußerungen. Und haben Sie keine Angst, es kommt nicht darauf an, das Richtige zu sagen. Denn Ihr Gegenüber kann ja auch nach einem Nein sein Erleben besser beschreiben.
F Zeit für Ihre Erfahrungen:
Wenn Sie Ihre Erfahrungen beisteuern, wollen Sie vor allem beruhigen und vermitteln, dass Sie etwas verstanden haben, dass die andere Person nicht alleine ist oder Sie sie für unnormal halten. Das ist lobenswert, kann aber leicht zurückweisend oder bagatellisierend wirken. Also warten Sie lieber erst mal ab. Und finden dann einen Zeitpunkt zu fragen, ob die andere Person etwas von Ihnen dazu hören möchte.
Gutes Zuhören ist ein Tanz, bei dem Sie auf die die Bewegungen und das Tempo der anderen Person eingehen. Wenn Sie mitschwingen, können Sie auch bei großen Unterschieden eine belastbare Verbindung zueinander herstellen.