Wie ein Automat

16. Februar 2023

Wie ein Automat

Meine zufällige Entdeckung in Blankenese: Ein Automat für Fahrradschläuche. Ganz überraschend war der Fund nicht, denn der Apparat befindet sich an der Hauswand eines Fahrradgeschäfts. Eine schöne, ungewöhnliche Idee.

Automaten der alten Schule gibt es ja nicht mehr so viele. Die letzten Kaugummiautomaten am Blankeneser Bahnhof wurden schon vor ein paar Jahren abmontiert. Automaten für Softdrinks, Süßigkeiten und Chips finde ich langweilig, gehen aber bestimmt gut. Einige landwirtschaftliche Betriebe in der Umgebung haben Automaten für Milch und Eier aufgestellt. Das finde ich clever, zumal damit auch die Idee des Unverpackten umgesetzt wird.

Ansonsten läuft ja vieles in unserem Alltag automatisch. Auch in unseren Köpfen und unserem Handeln. Wir sind durch die Bauweise unseres Denkapparates und der Vielzahl der Eindrücke geradezu darauf angewiesen, dass wir die meisten Routinen ohne großes Planen und Durchdenken ausführen können. Manchmal sind wir so im Automatikmodus unterwegs, dass wir weder Fehler noch die genauen Abläufe bemerken.

Überraschungsmomente erleben wir nur, wenn die automatischen Handlungsabläufe unterbrochen werden. Meist ist das ein äußerer Impuls, wie mein Blick auf den Fahrradschlauch-Automaten. Der Impuls muss genügend stark sein, um aufmerken zu lassen. Mir ist der Automat auch nicht gleich beim ersten Mal aufgefallen, sondern erst, als ich mal Zeit hatte, die Straße entlang zu schlendern. Wir können unterbrechende Impulse auch selbst setzen, zum Beispiel indem wir gewohnte Abläufe ändern. Einen anderen Weg nehmen, in einem anderen Geschäft einkaufen, ein anderes Produkt wählen. Oder die andere Hand zum Schreiben oder Zähneputzen verwenden, zu einer anderen Uhrzeit aufstehen, etwas anders zum Frühstück essen.

Jeder Wechsel ist gut und birgt die Chance für etwas Neues. Die ausgetretenen Pfade stehen ja weiter zur Verfügung. Wer jedoch flexibel bleiben und Veränderungen souverän meistern möchte, muss mit kleinen Übungen trainieren. Das Gehirn kann das leisten, denn bis an unser Lebensende steht uns seine Neuroplastizität zur Verfügung. Die Mühe des Übens belohnt es sogleich mit kleinen Erfolgen, die sogar Freude machen. Und auf Belohnungen reagieren wir ja immer positiv.