Denken über das Denken

2. Februar 2023

Denken über das Denken

Oha, wird das jetzt eine Philosophiestunde? Dann klicke ich weg.

Nein, heute geht es darum zu verstehen, wie unser Denkapparat funktioniert. Nicht im Sinne der Anatomie des Gehirns, also wo das Angstzentrum sitzt oder wie wir Exekutivfunktionen bewerkstelligen. Sondern der Denkprozess an sich und welchen Einfluss er auf uns hat. Wir denken ständig, immer zischen Gedanken durch den Kopf. Welche, die die Umgebung kommentieren: Oh, die Feuerwehr mit dem Blinklicht; ah, ist das der Ruf des Buchfinken oder ein Klingelton; wer grillt denn da jetzt schon! Oder wir frönen unseren Lieblingsgedanken, die leider manchmal blöd, doof, falsch oder nervig sind – suchen Sie mal nach Ihren Beispielen.

Wir produzieren täglich unglaublich viele Gedanken, und ein innerer Lotse bestimmt, wie wir auf diese Gedanken reagieren. Das klingt clever, funktioniert aber nicht so wirklich perfekt. Denn sonst kämen wir nicht immer wieder in die Lage, dass wir ungünstige Denkprozesse durchlaufen, die uns das Leben unnötig schwer machen. Manche Überzeugungen über unser Denken können echt störend werden: Ich habe aber seltsame GedankenIch krieg diesen Gedanken nicht aus dem Kopf, das macht mich verrücktMit diesem Thema fahre ich jede Nacht im Karussell. Ablenken, die beliebteste Strategie, hilft da nur kurzfristig.

Langfristige Abhilfe besteht darin zu erkennen, welche Überzeugungen hinter den störenden Gedanken stecken. Die können das Gedankenkarussell nämlich aufrecht erhalten. Diese Überzeugungen sind Konzepte, wie wir die Welt sehen. Innere Bewertungen wie „das ist nicht in Ordnung“, „nur so gehört sich das“, „ich darf nicht …“ oder „das ist peinlich“ deuten auf genauer zu formulierende Konzepte und Weltsichten hin.

Das soll nicht heißen, dass die Konzepte falsch sind. Was Sie denken und gut oder schlecht finden, ist Ihr persönlicher Geschmack. Sobald Sie aber damit in Konflikte mit der Umwelt geraten, lohnt sich ein Check. Der kann dazu führen, dass Sie die konkrete Überzeugung (Das ist total peinlich) überprüfen. Hält er nicht Stand, können sie ihn anpassen (Wer bestimmt, dass ich weniger wert bin?). Sich also überlegen, wie Sie sich von dem problematischen Denkprozess (der wenig begründeten Scham) lösen und ihn durch einen passenden ersetzen. Dem aus dem Gefühl (peinlich) resultierenden Handlungsimpuls (das kann ich nicht tun) müssen Sie dann nicht mehr Folge leisten.