Verkörpern

22. Dezember 2022

Verkörpern

Heutzutage sind viele Menschen verkopft. Sie denken, grübeln, überlegen und planen – und schenken ihrem Körper weitaus weniger Beachtung als ihrem Geist (bzw. ihrer Seele). Das ist inzwischen so verbreitet, dass folgender Spruch sehr oft zutrifft:

„Geh du voran“, sagt die Seele zum Körper, ,,auf mich hört unser Mensch ja nicht!“

„Ich werde krank werden“, erwidert der Körper, „dann wird er Zeit für dich haben.“

Als Folge können unerklärliche körperliche Beschwerden auftreten. Von Kopfschmerzen bis Rückenbeschwerden – sogar Haarausfall – gibt es viele Signale des Körpers an den Menschen, sich um sein Seelenheil zu kümmern. Darum kommt man ins Coaching und in schlimmeren Fällen zur Psychotherapie beim niedergelassenen Psychotherapeuten oder Psychiater oder in einer Klinik.

 

Rechtzeitig sich der Verbindung zwischen Seele und Körper bewusst werden, ist eine richtig gute Idee. Und man muss mit nichts Schwierigem anfangen. Das Einfachste ist, wenn Sie sich darüber im Klaren werden, wie Sie und die Menschen um Sie herum kommunizieren. Die meisten Menschen schätzen das gesprochene Wort sehr hoch; tatsächlich überschätzen sie es. Denn in der Kommunikation zwischen Menschen wird sehr viel Nonverbales gesendet, über Stimmklang, Mimik, Gestik und Körperhaltung.

 

Um sich das Nonverbale bewusst zu machen, helfen zwei einfache Übungen.

Erste Übung: Stellen Sie sich vor den Spiegel.

Version A:    Sehen Sie sich mit hängenden Schultern, gesenktem Kopf und ernstem Gesichtsausdruck an. Sagen laut: „Das wird heute ein guter Tag!“

Version B:    Machen Sie sich gerade, halten den Kopf aufrecht und lächeln Sie sich herzlich an. Sagen Sie laut: „Das wird heute ein guter Tag!“

Haben Sie einen Unterschied bemerkt? Was fühlte sich stimmiger an?

Vermutlich war Version B irgendwie besser. Denn hier stimmten Sprachaussage und Körperausdruck überein. Sie haben die positive Aussage über den heutigen Tag nicht nur gesprochen, sondern auch verkörpert.

Zweite Übung, auch vor dem Spiegel. Zusätzlich brauchen Sie noch einen langen Stift, den Sie sich quer zwischen die Zähne von Ober- und Unterkiefer legen. Sie sollen gleich etwas sagen, also halten Sie den Stift so, dass Sie die Lippen gut bewegen können.

Sagen Sie laut: „Das ist alles total mies.“

Wie fühlte sich das an? Fanden Sie sich überzeugend?

Viele müssen bei der Übung lachen. Und das hat auch einen Grund: Durch den Stift zwischen den Zähnen werden wir zur Mimik des Lächelns gezwungen. Zudem ist die Situation an sich grotesk und die Spannung lösen wir gerne mit Lachen auf.

Was Sprachaussage und Körperausdruck angeht, stimmten die natürlich nicht überein. Umgekehrt zu Version A der ersten Übung haben Sie eine negative Aussage ausgesprochen und dabei eine positive Aussage (Lächeln) verkörpert. Auch das erzeugt Spannung, die das Lachen auflösen soll.

 

Das Verkörpern kann Ihre Sprache unterstreichen – oder ad absurdum führen. Dort liegen aber auch Steuerungsmöglichkeiten: Eine Situation positiv zu bewerten, in Kombination mit der dazu passenden Körperhaltung und Mimik, verändert das Geschehen in genau diese positive Richtung.