Ich frage mich, ob es dieses Bild im Fernseher überhaupt noch gibt. Na ja, hier ist es auf einem Brillenputztuch zu sehen.
Die Bezeichnung Bild- und Tonstörung habe ich vor Jahren von meiner Kollegin Frau Haberland übernommen. Es war ihre Kurzformel für einen schwelenden Streit oder für Sprachlosigkeit zwischen Menschen. Für Außenstehende ist meist nicht erkennbar, warum sich Leute, die mal ein Herz und eine Seele waren, plötzlich nicht mehr anschauen oder sogar giftig miteinander umgehen. Das kam damals in unserer Firma mehrmals vor und irritierte auch diejenigen, die nur am Rande des gestörten Systems waren.
So eine Bild- und Tonstörung aufzulösen, ist nicht so einfach. Vor allem, wenn die Beteiligten nicht mehr wissen, warum sie in diese Situation geraten sind. Da hilft es nur, sich ein Herz zu fassen und um Entschuldigung für was auch immer zu bitten. Oft braucht es nur einen entschlossenen Impuls, damit das System wieder in den guten gemeinsamen Rhythmus kommt. Wie der Defibrillator das Kammerflimmern unterbricht und das Herz dann wieder normal schlägt.
Das Herz-Fassen ist auch der richtige Weg bei Störungen, bei denen die Ursache gut bekannt ist. Wenn da kein Was-auch-immer ist, sondern es ein explizites Thema gibt, über das man sprechen kann. Die geeignete Gesprächstechnik dafür findet man bei der Mediation: Erst spricht der eine, bis er alles gesagt hat; dabei paraphrasiert der Mediator das Gesagte und fasst die Kernpunkte zusammen. Und erst dann spricht der andere, und zwar auch so lange, bis er alles gesagt und der Mediator richtig zusammengefasst hat. Erst dann ist das Erkennen der Unterschiede und Gemeinsamkeiten möglich und vielleicht eine Verständigung machbar.
Für Ihre eventuelle persönliche Bild- und Tonstörung brauchen Sie vermutlich keine Mediatorin. Sie werden mit dem Paraphrasieren, also der nichtwertenden Wiederholung der gehörten Botschaft erfolgreich sein. Wenn ich das Paraphrasieren vorschlage, ernte ich oft Stirnrunzeln und die Frage: Wirke ich dann nicht wie ein Papagei? Nee, wirken Sie nicht, sondern Sie wirken anteilnehmend und zugewandt. Wenn Sie skeptisch sind, probieren Sie das mit einem Freund aus: Es wird eine sehr erhellende und unterhaltsame Konversation werden. Denn das Gespräch wird langsamer und bekommt mehr Detailtiefe. Oder anders gesagt: Es kommen ganz viel Bild und Ton wieder.