Punkten? Nö.

23. Juni 2022

Punkten? Nö.

Nein, hier geht es nicht um die Punkte auf dem guerilla-gehäkelten Fliegenpilz auf dem Gelände des Universitätskrankenhauses Hamburg. Auch nicht um irgendwelche Sammelpunkte, mit denen unsere Nutzerdaten eingesammelt werden, oder um Sport, bei dem man punktet, um zu gewinnen. Hier geht es einfach nur um gute Gespräche.

Gute Gespräche – das ist ja mein Geschäftsmotto, wie Sie von dieser Webseite oder meiner Visitenkarte wissen. Wann ein Gespräch für Sie gut war, spüren Sie in Körper, Geist und Seele, denn Sie fühlen sich wahrgenommen, ernst genommen, gesehen, wertgeschätzt, angeregt, unterstützt, bestärkt und vieles mehr. Das bringt Sie weiter zu dem, was Ihnen wichtig ist.

Gute Gespräche, einfach nur? Ich finde schon. Gute Dialoge führen ist ja keine kniffelige Kunstfertigkeit. Was für ein gutes Gespräch benötigt wird, haben wir alle längst im menschlichen Werkzeugköfferchen:

    • Wir können zuhören.
    • Wir können beim Zuhören hmm hmm machen und damit zeigen, dass wir da sind.
    • Wir sind sehr gut in der Lage, mimisch gezeigte Emotionen zu erkennen.
    • Wir können mitfühlen.
    • Wir können die letzten Worte unseres Gegenübers wiederholen – und dann weiter zuhören.

Das sind die Basiszutaten für ein gutes Gespräch, quasi in Bio-Qualität. Es klingt nach so wenig, aber seien Sie versichert: Das reicht. Sie sind einfach da, ohne die Absicht, irgendetwas zu gewinnen.

Sie können das Gespräch aber versalzen, indem Sie

    • „kenn ich“ sagen und ihre Story erzählen.
    • „ja, dann musst du … „ sagen und einen schlauen Rat-Schlag geben.
    • „das war aber schlecht“ sagen und ohne Hintergrundwissen eine Wertung abgeben
    • “warum hast du nicht …“ fragen und beim Anderen Schuld oder Scham erzeugen.
    • das, was Sie hören, als Angriff oder Abwertung einstufen und schnell (schlagfertig) Kontra geben.

Nun haben Sie gepunktet und Ihre ganze Autorität gezeigt – und doch den Kontakt zu Ihrem Gegenüber verloren. Jetzt ist das Gespräch kaum noch zu retten. Das Vertrauen, das Ihnen geschenkt wurde, ist zerbröselt. Nur mit Glück können Sie es durch Ihre wirklich überzeugende Bitte um Entschuldigung zurückzugewinnen.

Menschen, die ständig punkten müssen, sind der Überzeugung, dass sie bloß keine Schwäche zeigen dürfen. Sie pflegen mit aller Kraft einen hohen Status, vor allem nach außen. Allerdings: Diese befürchtete Schwäche kann ich im unkommentierten Zuhören nirgendwo erkennen. Im Gegenteil nehme ich das anstrengende Senden und Einen-drauf-setzen als Schwäche wahr. Denn es entsteht kein wirklicher Dialog, nur ein Schlagabtausch. Alle verlieren, keiner gewinnt.

Der Gewinn beim respektvollen Dialog ist, dass man etwas Neues erfährt über den Anderen, ganz einmalige Informationen zu seinem Erleben oder einem Geschehen. Mit Respekt für die jeweiligen Emotionen, Interessen und Unsicherheiten wird es plötzlich ganz einfach, sich zu verständigen. Ich finde das so spannend und lass mir das nicht mehr entgehen.