Leicht zu erheitern

31. März 2022

Leicht zu erheitern

Ich war als Kind oft albern und mein Vater sagte dann manchmal: „Du bist ja heute leicht zu erheitern.“ Da hatte er Recht. An diesen Tagen war ich ausgelassen, überschwänglich, vergnügt, übermütig und fand alles toll. Als Erwachsene erlebe ich diesen durchweg positiven Zustand nicht mehr so oft – und finde das schade.

Mit dieser gelben Soundbox (danke, Susanne) gelingt es mir wieder, mich leicht zu erheitern. Drücke ich einen der 16 Knöpfe, ertönen „maritime“ Tonstücke: „La Paloma“ auf dem Akkordeon, ein Schiffs-Typhon, Möwenkreischen oder ein „Moin“, gesprochen von Jan Fedder. Ich habe mich quasi selbst darauf konditioniert, mit dem Abhören dieser Tonschnipsel gute Laune zu bekommen.

Ich gebe zu, dass ich es mir leicht mache. Aber warum auch nicht. Es bedeutet ja nicht, dass ich das Leben um mich herum nicht ernst nehme. Doch, ich fühle mit den Menschen, die unter Corona leiden. Mir geht zu Herzen, wie es den Menschen nach der Flut im Westen ergeht, zumal ich einen Teil der Gegend in NRW ganz gut kenne. Dann der neue Krieg in Europa, der bei mir alte Denkmuster aktiviert, die ich von meinen im zweiten Weltkrieg geflüchteten Eltern übernommen habe. Und auch sonst im Alltag habe ich mit Menschen zu tun, deren Schicksale mir manchmal den Atem stocken lässt und die ich bewundere, wie sie ihr Leben dennoch meistern.

Also nein, ich mache es mir nicht zu leicht, aber eben auch nicht schwer. Denn es nützt ja niemandem, wenn ich mit-leide. Wenn ich also meine Spiegelneuronen über Gebühr strapaziere, weil ich mir innerlich keine Grenze zwischen mir und der anderen Person erlaube. Eine gute Abgrenzung ermöglicht es mir, mitzufühlen und zugleich hilfreiche Anregungen anzusprechen, die der anderen Person ein Umdenken und das Einschlagen eines neuen Kurses in ihrem Leben ermöglichen. Jeder Mensch trägt sein eigenes Schicksal, im Guten wie im weniger Guten, und ist dabei die einzige Person, die es beeinflussen kann.

Klingt das hart? Wer in so einer Situation ist, findet das nach meiner Erfahrung nicht hart. Sondern diese Menschen fühlen sich verstanden, so gut es eben geht, und ernst genommen in dem, was sie bereits bewältigt haben und tagtäglich leisten. Sie wissen, dass es vor allem der Humor ist, der uns durch schwere Zeiten trägt. Sich durch einen Knopfdruck leicht erheitern zu lassen, ist das doch eine lebensfrohe, leichte Sache.