Gut schlafen

3. März 2022

Gut schlafen

Momentan schlafe ich nicht gut. Es ist der achte Tag des Krieges, den Russland in der Ukraine führt, und die vielen schlimmen Nachrichten und Bilder dazu beunruhigen mich. Das alles hat auch mit mir zu tun. Denn so etwas haben auch meine Eltern und deren Geschwister und Freundinnen erlebt, die im zweiten Weltkrieg alle Teenager waren. Sie haben nur wenig davon erzählt: Meine Mutter landete nach dem Not-Abitur im Arbeitsdienst in Prag und machte sich irgendwann mit Güterzügen auf in den Westen nach Düsseldorf. Marga, ihre beste Freundin, die meine Patin wurde, fand in den Kriegswirren mit Hilfe der Feldpostnummer meiner Mutter ihre Familie wieder. Was für eine schreckliche Zeit!!

Und nun stehen wir wieder vor einem Krieg mit gigantischen Ausmaßen auf die ohnehin fragile Welt. Die Wirkungen werden anders sein, das ist mir klar. Wenn wir hier nur mit Geld bezahlen müssen, dann würde es glimpflich ausgehen. Die anderen Möglichkeiten mag ich mir nicht ausmalen. Es ist eben keine Szenenfolge in einem Film; es ist real. Und zu sagen, es ist weit weg, nimmt mir nicht die Sorge. Ich sehe die Bilder der fliehenden Menschen und der zerstörten Ortschaften, und da springen meine Spiegelneurone zuverlässig wie immer an: Ich spüre die Not der Menschen, auch wenn meine Wahrnehmung nur ein Hauch von dem ist, was sie wirklich erleben. In gleichem Maße rührt es mich zu sehen, wie viele Menschen in der Zivilgesellschaft überhaupt kein Verständnis für Krieg haben. Das war beim letzten Weltkrieg am Anfang anders, den hielt man noch für in Ordnung. Das zumindest ist jetzt anders.

Um besser zu schlafen, fokussiere ich mich auf das Schöne, was es gibt. Ich betreibe auch digital detox, also mute mir nur so viel an Information aus den Medien zu, wie es mir gut tut. Tatsächlich lese ich mehr, als dass ich Radio höre oder TV sehe, denn das geht langsamer. Vor allem freue ich mich über die vielen Initiativen von vielen Menschen, mit denen wir helfen können. Wie Udo schon 2018 sang: „Komm, wir zieh’n in den Frieden.“ Da bin ich dabei.