In die Ferne schauen

20. Januar 2022

In die Ferne schauen

„Land in Sicht.“ Der Schlumpf-Käptn steht schon lange bei mir und schaut in die Ferne. Tun Sie das auch? Also in die Zukunft schauen und überlegen, wenn ich […] dann mache ich endlich […]?

Das machen wir doch alle, und das von Kindheit an, und haben große Ideen:

    • Wenn ich gut lerne, schaffe ich das Abitur und werde Astronautin.
    • Wenn ich groß bin, werde ich Bundesliga-Fußballprofi.
    • Wenn ich von zuhause ausgezogen bin, tue ich endlich das, was mich glücklich macht.
    • Sobald ich den tollen Job habe, heirate ich Kim und wir bekommen vier Kinder.
    • Wenn die Kinder aus dem Haus sind, dann schreibe ich meinen Roman.
    • Wenn ich vegan lebe, werde ich 96 Jahr alt, wie meine Ur-Oma.
    • Wenn ich genug Geld zusammen habe, höre ich auf zu arbeiten.
    • Wenn ich in Rente bin, dann pflege und erweitere ich meinen Freundeskreis.

Der wichtigste Punkt beim In-die-Ferne-schauen ist die Unterscheidung zwischen Wünschen und Zielen:

Wünschen kann man sich alles, hat aber keine Gewähr, dass die Wünsche wahr werden. Denn das hängt von anderen Menschen oder günstigen Fügungen ab. Also ob Kim mich heiratet, hängt auch von Kim ab, und ob wir vier Kinder bekommen, ist auch in der Hand des Schicksals. Und auch wenn ich vegan lebe, brauche ich eine Menge Glück, um so alt zu werden wie meine Ur-Oma.

Bei Zielen werden wir selbst für die Umsetzung tätig. Mit Zeitpunktzielen (wie Abitur machen) oder Zeitraumzielen (tun, was mich glücklich macht). Mit Kurzfrist- (Abitur machen) oder Langfristzielen (Astronautin werden). Wir können uns qualitative Ziele setzen (Freundeskreis pflegen). Das Allerwichtigste sind sinnvolle Zwischenziele.

Wünschen ist leicht, Ziele festlegen und verfolgen eindeutig schwieriger. Deswegen haben manche Menschen gar keine Ziele, denn so können sie nicht scheitern, nichts falsch machen und müssen sich gar nicht aufraffen und anfangen. Sie schauen vage in die Zukunft, die Zeit verrinnt ihnen wie Sand zwischen den Fingern. Ihre kurzfristige Leichtigkeit führt langfristig zu einer schwermütig machenden Ziellosigkeit.

Ziele sind wichtig, um zu erleben, ob man die momentane Situation gut und die nahe Zukunft positiv wahrnimmt. Von dieser Warte aus betrachtet genügt es, sich kleine Ziele zu setzen. Denn Ziele sind nicht erst okay, wenn sie riesig, ambitioniert, beeindruckend, anspruchvoll oder schwierig sind – diese Messlatte folgt dem Steigerungswahn und dient dem Zweck der Aufmerksamkeit. Ich finde: Wenig ist genug – nur gar nichts tun geht hier nicht durch.

Nehmen Sie sich also einmal die Zeit und schauen auf Ihre Wünsche und Ziele. Ich wünsche Ihnen gute Erkenntnisse dazu und schließe mit zwei Killerphrasen:

„Leben ist das, was passiert, während wir Pläne machen.“

und

„Bedenke, was Du Dir wünschst – es könnte in Erfüllung gehen.“