Wenn etwas so anders ausgeht, als ich es dachte und wünschte, brumme ich ein „Wer weiß, wozu es gut ist“ in mich hinein. Das gehört zu der folgenden Geschichte[1]:
Ein alter Mann lebte mit seinem einzigen Sohn in einer armen Dorfgemeinschaft. Sie besaßen ein Pferd, mit dem sie die Felder bestellen konnten. Eines Tages lief das Pferd davon. Die Leute im Dorf kamen zu dem alten Mann und riefen “Oh, was für ein schreckliches Unglück!” Der alte Mann erwiderte aber mit ruhiger Stimme: “Wer weiß, wozu es gut ist …”
Eine Woche später kam das Pferd zurück und führte zwei wunderschöne Wildpferde mit auf die Koppel. Wieder kamen die Leute aus dem Dorf: “Was für ein unglaubliches Glück!” Doch der alte Mann sagte wieder: “Wer weiß, wozu es gut ist …”
In der nächsten Woche machte sich der Sohn daran, eines der wilden Pferde einzureiten. Dabei wurde er abgeworfen und brach sich ein Bein. Nun musste der alte Mann die Feldarbeit allein bewältigen. Die Leute aus dem Dorf sagten: “Was für ein schlimmes Unglück!” Die Antwort des alten Mannes war wieder: “Wer weiß, wozu es gut ist …”
In den nächsten Tagen brach ein Krieg mit dem Nachbarland aus. Soldaten kamen und zogen die kriegsfähigen Männer ein. Alle jungen Männer des Dorfes mussten an die Front und viele von ihnen starben. Der Sohn des alten Mannes aber blieb mit seinem gebrochenen Bein zu Hause. “Wer weiß, wozu es gut ist …”
Inzwischen verkürze ich die Essenz der Geschichte auf die Formel „Das Gute im Schlechten und das Schlechte im Guten“.
Tatsächlich hilft die Frage „Wozu ist es gut?“ immer wieder, sich die verschiedenen Perspektiven bewusst zu machen. Und dann ist es meine Entscheidung, ob ich den Blick eher auf des Schlechte oder das Gute richte. Mich bewahrt dieser Kniff zum Reflektieren vor dem Katastrophisieren und ich muss mich gar nicht mehr so sehr aufregen. So gewinne ich Zeit, um gelassen zu betrachten, welcher Schaden wirklich entstanden ist und wie ich ihn vielleicht beheben kann.
Probieren Sie es mal aus – und sagen Sie mir, wie es Ihnen gelungen ist.
[1] Ich kann keinen Verfasser benennen, wahrscheinlich passt „aus Asien“.