Die meisten haben gute Erinnerungen an die Lagerfeuer. Entweder aus ihrer eigenen Kindheit und Jugend oder zusammen mit ihren Kindern. Das heutige Grillen ist ja nur deshalb so populär, weil es die alltagstaugliche Version des romantischen und aufregenden Lagerfeuers ist. Wo alles im Halbdunkel liegt, ein langer Spannungsbogen hält, es was zu Kauen gibt und man hinterher wie Räucherware riecht. Große Klasse.
Ein unentbehrlicher Teil eines gelungenen Lagerfeuers sind die Geschichten, die man sich erzählt. Es geht um Schauern und Gruseln. Aber auch sich mit eigenen persönlichen Gedanken zu öffnen ist im Dunkeln einfacher. Dadurch wurden schon einige Freundschaften geschlossen, die fürs Leben blieben.
Haben wir heute noch so etwas wie Lagerfeuer? Also die mit der Komponente, bei der man über die Dinge redet, für die sonst keine Zeit und kein Raum da ist? Die sind selten geworden, und das war nach meiner Beobachtung auch schon vor der Pandemie so. Die so gelobte Sommerzeit, bei der es abends länger hell bleibt, verschiebt die wahre Lagerfeueratmosphäre in die späteren Stunden. Große Feuer wie das Biikebrennen (der nordfriesische Brauch am 21.2.) und das Osterfeuer sind zu Events geworden. Anderen traditionellen Feuerfesten wird es ebenso ergangen sein.
Müssen wir es also selber veranstalten. Jugendbetreuer haben das noch in ihrem Programm und nutzen die Feuerstellen, die es auf den Abenteuerspielplätzen gibt. Und für uns Erwachsene muss die Feuerschale auf der Terrasse herhalten. Die Intimität der Gespräche ist da wegen der engen Wohnsituationen leider oft begrenzt. Womöglich ist es in den Privat- oder Kleingärten besser.
Also sich treffen und im Dunkeln reden. Darauf vertrauen, dass die anderen einem wohl gesonnen sind, dass auch sie sich mit ihren Gedanken einbringen. Dass das Vertrauen gehalten wird und die Selbstöffnung ein besonderer Moment des Miteinanders ist, der auch noch zählt, wenn die Nacht vergangen ist. Suchen wir diese Gelegenheiten, gestalten wir sie und genießen diese Zeit am Feuer, die besonders und flüchtig ist und die dennoch langsamer und bedeutsamer verläuft als sie es sonst tut.
Und indem du dir das zusammen mit ein paar wenigen Freund:innen gerade vorstellst, die Wärme der Flammen spürst, das Holz knistern hörst und den Geruch des Feuers einsaugst, hast du in deinem Gehirn ein Bild erzeugt, das fast so gut ist wie in echt. Dann kann das persönliche Lagerfeuergespräch untereinander beginnen. Ich wünsche euch damit eine wunderbare Zeit im Hier und Jetzt.