Das weiß jeder: Fallen sind tückisch und überall gut getarnt – auch in der Business-Wildnis. Hier wie dort merkt man sie erst, wenn sie zuschnappen und der Weg hinaus nicht zu erkennen ist.
Wie bei meiner Klientin Frau S, die eine hochspezialisierte Fachkraft ist. Sie verkauft eine sehr spezifische Leistung ihres Unternehmens und betreut die internationalen Kunden in allen Phasen der Umsetzung. Es geht bei ihr um Termine und Preise. Der Erfolg steht mit der individuellen Betreuung der Kunden, deren Wünsche und Bedürfnisse sie versteht und umgehend löst.
So weit, so normal. Auch normal – leider – ist, dass der Wettbewerb immer härter wird. Meine Klientin bekommt ein ziemlich gutes Gehalt und hat einen freundlichen Chef, der ihre Arbeit würdigt. Die Aufgabe macht ihr Freude, sie ist engagiert, auch ehrgeizig. Deswegen hatte sie Verständnis dafür, noch ein paar Aufträge mehr zu übernehmen. Und gute neue Mitarbeiter waren nicht zu bekommen. Also selber machen, weitermachen, mehr machen.
Klingt auch noch normal – wenn man es in Ordnung findet, im Wasser zu sitzen, das immer wärmer wird. 24 Grad sind angenehm frisch. 29 Grad sind wunderbar. 35 Grad sind kuschelig wie ein Whirlpool. Und 38 Grad wärmen richtig schön durch. Aber 40 Grad und mehr? Frau S hat auch das ausgehalten. Irgendwann kippte das berufliche Arrangement, und Frau S kippte um. Hatte Herzrasen, fühlte sich elend, wusste nicht, wie ihr geschah. Die Ärzte checkten alles Körperliche, fanden nichts und rieten ihr, sich auszuruhen. Sechs Wochen Ausruhen halfen ihr leider nicht weiter. Es war weiterhin nichts mehr normal für sie und sie kam zu mir. Mit intensiven Gesprächen und einer Orientierung im Psychotherapie- und Sozialsystem gestaltete meine Klientin ihre Genesung mit schließlich gutem Ergebnis. Dennoch: Dazu waren einige Monate Zeit und viel Einsatz nötig.
Muss es erst so weit kommen? Wäre schön, wenn nicht. Prävention ist generell einfach nicht sexy, und dann ist sie auch noch paradox. Denn der Erfolg vorbeugender Maßnahmen wird nicht als Erfolg wahrgenommen – stattdessen werden die dem Erfolg zugrunde liegenden Warnungen rückblickend als überzogen eingeschätzt. Daher gibt es kaum gute Formate, die das Zuschnappen der Burnout-Falle rechtzeitig abmildern könnten.
Gute Erfolge, vor allem burnoutpräventiv, erzielen Menschen, die in einer verlässlichen kleinen Gruppe miteinander über ihre Herausforderungen in „Work“ und „Life“ sprechen. Diese Synthese aus Supervision und Mastermind nenne ich MeisterKlasse. Ohne Konkurrenz und mit hohem gegenseitigem Vertrauen zeigen sie sich, hören zu und geben einander Rat und Rückhalt. Meine Moderation bietet passende fachliche Impulse und Einordnungen.
Mit Beharrlichkeit sowie gutem Nachspüren gelingt es diesen Menschen, einiges Unheil von sich und ihren Liebsten abwenden. Zugleich steckt in diesem Vorgang ganz still und leise etwas Wunderbares: Mit der veränderten Haltung wenden sie sich dem guten Leben mit sinnerfüllter Arbeit zu. In fiese Fallen jedenfalls tappen diese Meister*innen nicht mehr.