„Fit wie ein Turnschuh“, einige sind das, andere wären es gerne. Für mich ist FIT nicht allein ein Kurzwort für Fitness, also Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit. Ich verwende es auch für Frustrationsintoleranz. Wer eine geringe Frustrationstoleranz hat, bricht Aufgaben rasch ab, wenn sich der erwünschte Erfolg nicht zeigt oder wenn unerwartete Herausforderungen auftreten. Und er ist in Konfliktsituationen wenig belastbar.
Frustrationstoleranz muss man lernen, und das tun wir auch. In der Sozialisierung und der Persönlichkeitsentwicklung werden wir ständig frustriert. Es fängt für uns als Baby an, wenn wir Hunger haben und nicht gefüttert werden. Da haben wir so lange geschrieen, bis das kam, was unseren inneren Triebwunsch erfüllte. Ich finde ja, dass man aus dem Schreien eines Babys schon ganz gut heraushören kann, ob es wirklich in Not ist oder doch eher empört oder genervt. Sobald wir sprechen können, haben wir mehr Möglichkeiten, zu agieren und zu reagieren. Wir lernen also von Geburt an, mit Triebwünschen, Rückschlägen, Benachteiligungen oder enttäuschten Erwartungen umzugehen. Die einen können diese psychischen Spannungen gut aushalten und abbauen. Anderen gelingt das weniger gut. Die schreien also so lange weiter, bis das passiert, was sie wollen! Andere frönen dem Ärger und schimpfen! Geschrei und Geschimpfe sind für die Umgebung anstrengend, und auch hier gilt es herauszuhören, ob es echte Not und Angst ist oder nur ein forderndes Jammern.
Die Fähigkeit, auf Widerstände und Veränderungen mit Anpassung des eigenen Verhaltens zu reagieren, heißt Resilienz. Und die Corona-Pandemie zeigt uns deutlicher als je zuvor, wie unterschiedlich resilient die Menschen geschaffen sind. Aber Achtung: Die Fähigkeit zur Resilienz ist daran gekoppelt, wie groß die Not ist. Wenn es um das wirtschaftliche Überleben geht, hängt nicht nur die Arbeit daran. Sondern auch die Partnerschaft und die Kinder, aber auch das Essen, Schlafen und Wohnen ist betroffen. Wer das erlebt, bei dem geht also schon um das Existenzielle.
Und dann kann es passieren, dass man sich an etwas gewöhnt. Die Anpassung des Verhaltens führt dann zum Stillwerden, zum Verstummen, zur Resignation. Frustrationstoleranz und Resilienz sind also nicht durchgehend lobenswerte Eigenschaften. Manchmal ist das Schreien auch dann noch wichtig, wenn man kein Baby mehr ist. Sondern wenn man in Missständen steckt, die von anderen einfach übersehen werden. Da hilft Duldungsstarre nicht weiter, sondern nur, nachdrücklich auf sich aufmerksam zu machen. Und sich Hilfe suchen, um sein körperliches und geistiges Wohlbefinden auf ein besseres Maß zu bringen.
Wie solche Hilfe aussieht, ist unterschiedlich. Die Pandemie hat die Frustrationstoleranz der Menschen sehr gefordert. Selbst die gut Trainierten sind inzwischen abwechselnd müde, genervt, traurig und verärgert. Denn was gut tat, was Freude bereitete, das ist nur noch in geringerer Vielfalt zu finden. Nun ist die Kunst gefordert, geduldig mit sich und anderen zu sein und sich selbst zu regulieren. Wenn weniger äußere Einflüsse da sind, werden die inneren Einflüsse wichtiger. Und die bestehen hauptsächlich darin, wie jeder mit sich umgeht. Kann eine Person ihre Gefühle wahrnehmen? Kann sie herausfinden, woher die gerade kommen, welche Gedanken dahinter stecken? Das ist eine wichtige Fertigkeit. Im nächsten Schritt kann die Person mit sich in den Dialog gehen und überlegen, ob diese Gedanken zutreffen oder einfach nicht stimmen. So ein Realitätscheck hilft enorm weiter. Dennoch bleiben auch dann noch Emotionen da, Angst oder Trauer zum Beispiel. Sie gilt es anzunehmen, sie zu akzeptieren und ihnen den Raum zu geben, den sie brauchen. Weil die aktuelle Lage eben wirklich einen Grund zur Angst oder Trauer gibt. Die Sorge, dass diese Emotionen mich wegspülen und ich keine Kontrolle mehr habe, ist häufig, aber nicht begründet. Den Raum zu geben bedeutet vor allem, den Druck zu mindern und zu akzeptieren, was jetzt so ist, um dann entlastet und leichter geworden wieder in den Alltag zurückzukehren. Die Emotionen werden zu ganz normalen Begleitern, die sich in den Alltag einordnen und ihren Job als Korrektiv wahrnehmen.
Sie sind skeptisch, ob das für Sie machbar ist? In einem Sondierungsgespräch können wir zusammen herausfinden, ob Sie mit ihren eigenen Skills weiterkommen oder ob Sie sich besser doch ein Team aus Fachleuten suchen, um medizinisch-psychotherapeutisch-medikamentöse Hilfe zu bekommen. So werden Sie wieder fit, mit so wenig FrustrationsInToleranz wie möglich.