Weiteratmen

28. Mai 2020

Weiteratmen

Mit dem Lockdown hat die Welt den Atem angehalten und war dabei zugleich sehr damit beschäftigt, das Wichtige und Systemrelevante am Laufen zu halten. So nach und nach atmen die Menschen weiter, je nach Region unterschiedlich.

Schade, dass sich manche darüber aufregen, dass in anderen Orten anders verfahren wird. Ich bin froh, überhaupt etwas mehr Luft zu bekommen als zuvor. Der Vergleich mit anderen Menschen in anderen Ländern, Städten und Orten hilft mir dabei wenig, sondern treibt mich nur in neidische Gedanken, die mir schaden, weil sie mich stressen.

Atem und Stress hängen eng miteinander zusammen, das haben die meisten Menschen schon oft an sich beobachten können. Die bildhafte Beschreibung der „Schnappatmung“ ist dafür sehr eingängig. Sie kennen das, wie Ihnen die Luft wegbleibt, wenn Sie sich erschrecken oder schockiert sind. Die heftige Atmung soll uns in den akuten Situationen mit Sauerstoff versorgen, damit wir schnell reagieren können: Mit Kampf, Flucht oder Erstarrung. Das sind evolutionäre Basisprogramme in uns Säugetieren, um unser Überleben zu sichern.

Lange Zeit Stress zu erleben ist dagegen erwiesenermaßen sehr schädlich. Und wer daran gewöhnt ist, merkt die Auswirkungen auch nicht. Bis ihm der Körper mit seinen Möglichkeiten Signale gibt: Hoher Blutdruck, Zähneknirschen, Rückenschmerzen – die Liste ist lang. Wichtig ist, die Signale ernst zu nehmen und mit Veränderungen zu beginnen. Sonst – ja sonst was? Sonst etablieren sich die sogenannten Zivilisationskrankheiten und verringern die Lebenszeit.

Wenn Sie gestresst sind, können Sie sich mit Hilfe des Atmens aus der Anspannung herauszuholen! Machen Sie genau das:

  1. Stellen Sie sich sicher auf Ihre Füße und lockern Sie Ihre Muskeln und Gelenke. Pendeln Sie Ihren Körper in die Mitte bzw. Lotrechte ein.
  2. Richten Sie Ihren Blick geradeaus in die Ferne und suchen Sie sich einen Punkt auf Augenhöhe, den Sie anvisieren.
  3. Atmen Sie
    • langsam durch die Nase ein
    • in den Unterbauch hinein (der sich deswegen nach außen wölbt)
    • sanft und langsam durch den leicht geöffneten Mund aus, so als wollten Sie die Schirmchen der Pusteblume wegpusten
    • und erst wenn die Luft ganz aus Ihren Lungen heraus ist, beginnen Sie wieder mit dem Einatmen.

Tun Sie das so lange, bis Sie merken, dass Ihre bisherigen Emotionen und Gedanken ruhiger werden. Es sollten mindestens zehn tiefe Atemzyklen sein. Damit verlassen Sie Ihren belastenden emotionalen Zustand und steuern ihn in eine neutrale Zone. Von dort aus werden Sie gelassen und wieder handlungsfähig.