Jetzt im Homeoffice habe ich mehr Gelegenheit als sonst, die Eichhörnchen zu beobachten. Sie flitzen auf ihren Rennstrecken durch die Bäume und wissen dabei genau, was sie tun. Seit einiger Zeit werfe ich unserem Garten-Hörnchen morgens eine Walnuss zu. Da war ein Lernprozess zu beobachten: Von anfangs erschreckt Weglaufen bis jetzt fast ungeduldig Abwarten, dass die Nuss kommt.
Zuerst überwog die Furcht, es könnte ja etwas Gefährliches mit der Nuss verbunden sein. Das Hörnchen vermied die Situation und flüchtete aus ihr. Die Nuss lag stundenlang auf dem Rasen und ich bin mir nicht sicher, ob es vielleicht doch die Krähe war, die sie sich holte. Aber interessant und lecker war sie schon, die Nuss. Von Mal zu Mal drängte das Hörnchen die Furcht zurück. Und es begann, den Zusammenhang zu kapieren.
Wie beim Hörnchen ist es auch bei uns: Wir haben zu einem Thema meist sowohl positive als auch negative Gefühle. Und ebenso positive als auch negative Ziele, also etwas, das wir vermeiden möchten, und etwas, dem wir uns annähern wollen. Wenn wir die negativen Gefühle/Affekte einigermaßen niedrig einschätzen und die positiven Gefühle/Affekte hoch genug finden, ist die Bilanz passend und wir können loslegen. Wie beim Eichhörnchen: Sobald es die Gefahr akzeptabel niedrig und die Aussicht auf die leckere Walnuss genügend verlockend findet, rennt es los, um sie sich zu schnappen. Und um gleich danach auf den Baum zu flitzen.
Bei unserer eigenen Affektbilanz zu einem Thema sollten wir es wie das Hörnchen machen und auf das „Bauchgefühl hören“. Schreiben Sie dazu Ihre positive Gefühle auf eine Skala von 1 bis 10 und machen Sie das für Ihre negative Gefühle auf einer weiteren Skala. Die Aufteilung in zwei Skalen hilft, positive und negative Gefühle getrennt voneinander wahrzunehmen. Denn das wissen Sie für Ihr Thema selbst: Positiv und negativ heben sich eben nicht auf, denn man kann das eine nicht gegen das andere aufrechnen. Sind also die Werte bei den positiven Affekten nicht hoch genug und bei den negativen Affekten nicht niedrig genug, stimmt es nicht. Finden Sie Alternativen und bearbeiten Sie erneut die beiden Skalen. Die positiven und die negativen Details zu Ihrem Thema ändern Sie so lange, bis Sie spüren, dass es passt. Dann wissen Sie, wie Sie sich Ihre persönliche Nuss richtig schnappen.