In Zeiten der Corona-Pandemie treibt das Leben wundersame Blüten. Ich weiß noch nicht, was wirklich stattfindet: Dass die Menschen zusammenrücken und sich mehr helfen? Oder dass sie die Ellenbogen ausfahren und nur an sich denken? Beides sehe ich, wenn ich unterwegs bin. Und es scheint mir, als finde beides sogar gleichzeitig in den Personen statt.
Präsident Marcron sagte vor kurzem: „Nous sommes en guerre.“ Und ein Italiener, der interviewt wurde, ärgerte sich, dass er den Feind nicht wie in einem wirklichen Krieg bekämpfen kann. Tatsächlich: Der Angreifer ist winzig und nicht zu sehen, und wir kennen seine Macht und Möglichkeiten nicht. Wie Kanzlerin Merkel sagt: Es ist ernst, und wir nehmen es ernst.
Neurobiologisch sind wir für unser Überleben mit drei Verhaltensmustern ausgestattet: Kämpfen (fight), Weglaufen (flight) und Erstarren (freeze). Gegen das unsichtbare Virus ist keines der Programme wirklich nützlich. Besser zum nicht so ganz greifbaren Ziel führt die kluge Kombination aus allem. Aber mit dem Klugsein ist das so eine Sache: Risiken können wir Menschen einfach nicht wirklich gut einschätzen. Größerer Projekte gelingen meist durch Integration unterschiedlichster Sichtweisen und das Praktizieren gegenläufig erscheinender Strategien. Das ist schon in normalen Lebenslagen nicht einfach, in der aktuellen Ausnahmesituation steuert das vermutlich vor allem der Zufall. Hier greift am Besten die britische Devise: KEEP CALM AND CARRY ON.
Was mich wirklich beeindruckt sind die kreativen Lösungen zum zwischenmenschlichen Zusammenhalt und ihre Kombination mit Humor. Es werden Online-Gruppen eingerichtet, um im Kontakt zu bleiben, um sich Mut zuzusprechen und um sich real zu helfen. Und gleichzeitig werden Bilder und Filmchen geteilt, in denen das Hamstern von Lebensmittel und vor allem Klopapier veräppelt wird. Daher meine Behauptung: Das vierte Verhaltensmuster zum Überleben in gefährlichen Zeiten besteht aus Kreativität und Humor.